Fuchs MHL350F und Hitachi ZX350 im Einsatz beim Rückbau zweier Airbusse

Brüder im Geiste

Der Rumpf ruckt und zuckt unter den Einschlägen von Schere und Greifer. Auf dem Gelände des Flughafens Schwerin-Parchim werden zwei Maschinen vom Typ A340-600 der Fluggesellschaft China Eastern Airlines zerlegt. Ausführendes Unternehmen ist die CRONIMET Ferroleg. GmbH in Kooperation mit der More Aero GmbH, die nicht nur den fachgerechten Rückbau verantworten, sondern auch die nachhaltige Entsorgung. Im Zentrum des Geschehens: Ein Fuchs Umschlagbagger MHL350F und ein Hitachi Raupenbagger ZX350.

Wo die Schere durch rohe Kraft vernichtet, herrscht in den Bewegungen des Mehrschalengreifers ein steter Fluss.

Wo die Schere durch rohe Kraft vernichtet, herrscht in den Bewegungen des Mehrschalengreifers ein steter Fluss.

„Das geht schon sehr, sehr gut.“ Zufrieden schaut Projektleiter Gregor Zenkner auf das Szenario. Ein erster Testlauf, bei dem die Anbaugeräte zum Einsatz kamen und sich am Material erprobten, verlief vielversprechend. Schon jetzt kann Zenkner einschätzen, dass der Zeitplan für den Rückbau der „Vögel“ von sportlichen fünf Tagen eingehalten wird. Das ist nicht nur dem Team zu verdanken, das seit einer Woche vor Ort ist und dessen Einsatz der Projektleiter immer wieder lobt, sondern auch den beiden Maschinen.

Perfektes Zusammenspiel

Das Zusammenspiel der Bagger fasziniert: Die Schrottschere des Hitachi ZX350 verbeißt sich wütend in die Tragfläche, der Mehrschalengreifer des MHL350F reißt einige Meter weiter das Cockpit auseinander, greift Material, befüllt Container. Wo die Schere durch rohe Kraft vernichtet, herrscht in den Bewegungen des fünfarmigen Mehrschalengreifers von Fuchs ein steter Fluss.

Projektleiter Zenkner ist beeindruckt, wie gut sich die Maschinen ergänzen. „Wir brauchen hier unbedingt die Kombination aus Umschlagmaschine – für das Räumen und  Befüllen – und einer Maschine, die die Zerlegung stemmt“, erläutert er den Grund, warum der MHL350F und der ZX350 für den Job ausgewählt wurden. Und tatsächlich, im ergänzenden Miteinander wirken die Bagger wie Brüder im Geiste. „Dass mit dem Umschlagbagger ein Teil eines Flugzeugs zerlegt wird, ist auch für uns neu“, grinst Zenkner. Bisher war diese Arbeit dem ZX350 und der zugehörigen Schrottschere vorbehalten. Keine Frage, der Zeitplan profitiert von diesem Umstand.

Vom einstigen Komfort des Airbus A340 ist durch den Fuchs MHL350F nichts mehr zu sehen.

Das Gehäuse des Airbus A340. Vom einstigen Komfort nichts mehr zu sehen.

Der Hitze getrotzt

Gerade die Schere wird einer hohen Belastung ausgesetzt, da es sich bei den Tragflächen um einen ungewohnten Material-Mix handelt. Von weichem Aluminium über stabile Schichten bis zu spröden Teilen, die beim Brechen wie Schrapnelle durch die Luft fliegen, ist die Bandbreite des Kraftakts bei einem täglichen Einsatz von zehn Stunden für den ZX350 außergewöhnlich hoch.

Nicht anders ergeht es der Fuchs Maschine, die in ihren Abläufen vor allem schnell sein muss. Der drei Meter breite Unterwagen des MHL350F gewährt einen festen Stand, sodass die Maschine in ihren Abläufen sicher und effizient arbeiten kann. Der Umschlagbagger mit der Gewichtsklasse von 35 t fährt hier seinen ersten Einsatz, während der Hitachi ZX350 mit 3.500 Arbeitsstunden einen erfahrenen Abbruchhelfer darstellt. Ein räumlich getrenntes Kühlsystem schützt den MHL350F vor Überhitzung. Große Kühler und direkter Luftdurchsatz sorgen für eine effiziente Kühlleistung.

 

End-of-Life-Management

Vor fünf Jahren sind die beiden Maschinen auf dem Flughafen Schwerin-Parchim gelandet. Als flugunfähig eingestuft harrten die Maschinen ihrer Entsorgung. Der Airport ging Anfang 2019 insolvent, der Betrieb steht seitdem still. Nicht weniger als 50 Sattelzüge werden die zerlegten Einzelteile beider A340-600 mit einem Gesamtgewicht zwischen 220 und 250 t zum Hamburger Hafen transportieren.

Die vorsortieren Mischschrotte werden dort maschinell homogenisiert, nach Legierungen sortiert, sowie Störstoffe aus dem Warenstrom separiert. Damit können die metallischen Fraktionen wieder als Rohstoff verwendet werden. Die Reststoffe werden energetisch verwertet. „End-of-Life-Management“ nennt sich der Prozess, bei dem sämtliche hochwertigen Teile eines Entsorgungsobjekts bewertet und fachgerecht ausgebaut werden. Die Unternehmen CRONIMET und More Aero sind Spezialisten auf diesem Gebiet. Um dem Faktor Nachhaltigkeit zu entsprechen, ist die Separierung von wiederverwertbaren Materialien der entscheidende Faktor.

Recycling-Experte aus Karlsruhe

Die inhabergeführte CRONIMET Holding GmbH recycelt seit 1980 Rohstoffe für die edelstahlerzeugende Industrie und hat sich in den letzten Jahren auf Schrotte aus der Luftfahrt spezialisiert. Der Entsorgungsfachbetrieb gewährleistet, dass einzelne Komponenten, die ihren Lebenszyklus überschritten haben, nicht auf dubiosen Wegen in den Markt zurückgelangen. „Man sieht den Teilen nicht unbedingt an, dass sie in die Jahre gekommen sind“, erklärt Business Development Manager Zenkner die Herausforderung.

Eine feste Partnerschaft

Ein lautes Krachen, das Heck des Airbus geht zu Boden. Der nächste Abschnitt ist geschafft. Genau wie der MHL350F und der ZX350 zeigen die Männer keine Ermüdungserscheinungen, es läuft einfach zu gut. „Die Fuchs-Maschine war pünktlich vor Ort und in einem super Zustand“, lobt Zenkner die Zuverlässigkeit des Systempartners Kiesel. Mit Günther Breyer, dem Geschäftsführer der Kiesel-Süd, verbindet CRONIMET eine feste Zusammenarbeit. Bereits seit Gründung der CRONIMET ist Kiesel für das Familienunternehmen der erste Ansprechpartner, wenn es um Maschinentechnik geht. Die nachhaltige Entsorgung der beiden Airbusse auf dem Flugplatz Schwerin-Parchim ist ein weiteres Kapitel dieser Erfolgsgeschichte.

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