Größter Brückenabbruch in Deutschland

Bei der ARGE aus der Moß Abbruch-Erdbau-Recycling GmbH & Co. KG und der KAFRIL Unternehmensgruppe wurden zwei Hitachi ZX870XXL Abbruchbagger in einem deutschlandweit einmaligen Einsatz beim Abbruch der Autobahntalbrücke Lennetal eingesetzt. Das Projektende wurde trotz erheblicher Herausforderungen im anvisierten Zeitrahmen erreicht.

Zwei Hitachi ZX870XXL bewähren sich bei einmaligem Einsatz von Moß und KAFRIL an der Sauerlandlinie.

Zwei Hitachi ZX870XXL bewähren sich bei einmaligem Einsatz von Moß und KAFRIL an der Sauerlandlinie.

 

Mit seinen 989 Metern war es der längste Brückenabbruch in Deutschland, den es in nur einem halben Jahr zu meistern galt. Der Rückbau erfolgte im Rahmen des sechsstreifigen Ausbaus der A45 „Sauerlandlinie“. Dafür werden 38 Großbrücken zwischen Dortmund und Haiger/Burbach erneuert, die erste davon ist die Lennetalbrücke. Dieser Autobahnausbau ist das gröste und wichtigste Straßenverkehrsprojekt in Nordrhein-Westfalen für Jahrzehnte. Das Bauwerk wurde 1967 als monolithische Rahmenkonstruktion über 22 Felder mit der Gesamtlänge von fast einem Kilometer in einer Höhe von 20 bis 30 Metern über den Fluss Lenne, über eine Bahnstrecke, über Werksgleise und Industrieflächen, sowie einerLandes- und Kreisstraße erbaut. Ein Niederlegen des Gesamtbauwerkes durch Sprengen verhinderten alleine schon diese örtlichen Gegebenheiten.

 

Höchst komplexer Abbruch

Aber nicht nur die Lage und Länge des Bauwerkes waren etwas Besonderes, sondern auch deren Stabilität im Bereich der Brückenpfeiler. So wurden die Brückenfelder von 21 massiven Betonpfeilern gehalten, von denen jeder ca. 600 Tonnen wog und einen sehr hohen Anteil an Längs- und Quer-Armierung aufwies. Auch der Rückbau des Spannbetonüberbaus zwischen zwei Pfeilern stellte statisch höchste Anforderungen dar. So bestand jedes Brückenfeld aus sechs filigranen Längsträgern mit Stützweiten von rund 45 Metern. Neben den bauwerksspezifischen Besonderheiten gab es weitere Herausforderungen: So wurde vor Abbruch des alten Brückenbauwerkes parallel zu dem Abbruchobjekt ein Ersatzbrückenneubau errichtet. Durch diese ungewöhnliche Maßnahme stellten die Projektverantwortlichen sicher, dass der Individualverkehr der A45 immer eine Autobahnbrücke zur Überquerung des Lennetals nutzen kann. Eine längere Vollsperrung dieser Hauptverkehrsachse in Deutschland wurde dadurch verhindert. Der parallel verlaufende geringe Abstand zwischen Ersatzneubau und Abbruchobjekt von unter einem Meter stellte eine weitere Besonderheit beim Brückenabbruch dar.

Durch die Aufteilung in fünf Abbruchbereiche mit individuellen Abbruchkonzepten und -methoden wurden maximale Abbruchgeschwindigkeit und größtmögliche Umweltschonung vereint und gleichzeitig dem Kundenwunsch entsprochen, schnellstmöglich mit dem Brückenneubau am Widerlager Nord und in der Mitte des abzubrechenden Bauwerkes beginnen zu können.

 

Mit Erfahrung und verlässlichen Maschinen Komplexität beherrschbar machen

Unter der technischen Leitung des Abbruchspezialisten Moß wurden neben dem konventionellen Abbruch mittels Longfrontbagger auch weitere Abbruchmethoden wie die Krandemontage und das Sprengen angewendet. Außerdem kommen zeitlich exakte Vorgaben für einzelne Bauabschnitte wie Sperrzeiten für den Bahnverkehr und die Hauptverkehrsstraße hinzu. Bauleiter Stefan Feldmann beherrscht solche Komplexität. Der erfahrene Diplom-Ingenieur ist bei der Firma Moß erster Ansprechpartner für den Rückbau von Ingenieurbauwerken und leitet Großprojekte wie beispielsweise den Abbruch von 42 Brücken im Rahmen des Ausbaus der Autobahn 7 Hamburg-Bordesholm. Feldmann koordiniert die Zusammenarbeit mit dem Partner der gebildeten ARGE (Arbeitsgemeinschaft) KAFRIL. Die KAFRIL Unternehmensgruppe ist seit mehr als 25 Jahren in den Sparten Erd- und Tiefbau, Abbruch, Recycling und Straßen- und Wegebau aktiv und stellte für das Projekt neben Moß einen zweiten 50 Meter hohen Abbruchbagger.

 

Hitachi ZX870XXL

Nach dem Leichtern des Brückenüberbaus wurde der Abbruch von fünf der sechs Brückenlängsträger größtenteils mit den 50 m-Hitachi ZX870XXL Abbruchbaggern der Firmen KAFRIL und Moß durchgeführt. Aufgebaut und durch den Kiesel-Kundendienst optimal vorbereitet waren die beiden 140–Tonnen- Bagger mit ihrer Leistungsstärke und Einsatzflexibilität unverzichtbar bei diesem Projekt. Hier ging es nicht nur um die Leistungsfähigkeit und die besonders große Reichhöhe der Ausleger, sondern auch um die Möglichkeit, durch das Schnellwechselsystem Anbaugeräte innerhalb weniger Minuten wechseln zu können.

Der letzte verbleibende Längsträger wurde mittig geschwächt. Dann wurden in die Brückenpfeiler mit Hilfe der Longfrontbagger große Fall-Keile geschlagen. Daraufhin ließ das Eigengewicht der Brückenpfeilerköpfe die gesamten Brückenpfeiler kontrolliert mittig einsacken. Am Boden liegend wurden die hochfesten Abbruchteile mit einem weiteren Hitachi, diesmal einem ZX670 und etlichen 40 t-Baggern zerkleinert.

Wird der Projektleiter des Ersatzneubaus Lennetalbrücke, Dipl.-Ing. Michael Neumann, von Straßen.NRW zu einem vorläufigen Fazit gefragt, so lautet seine Antwort: „Bei genauer Betrachtung ist der Abbruch der Lennetalbrücke ähnlich komplex wie der Neubau.“ Und Bauleiter Feldmann fügt hinzu: „Wichtig ist es bei so einem Vorhaben, verlässliche Maschinen zur Verfügung zu haben, da jeder Ausfall unübersehbare Terminverschiebungen mit sich bringt. Die Hitachi-Maschinen haben hier höchst zuverlässig gearbeitet.“

Erschienen in: Kiesel Welt 2017-03

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